Ein Interview mit Rebecca Immanuel
Mit "Für immer Mama" feiert die "Katie Fforde"-Reihe ein Jubiläum: Es ist die 40. Verfilmung. Sie selbst waren bereits 2010 im zweiten Film der Reihe, "Festtagsstimmung", zu sehen. Was verbinden Sie mit "Katie Fforde"?
Hochwertige Fernsehunterhaltung mit romantischen, positiven Geschichten an den schönsten Plätzen Nordamerikas – 90 Minuten Kurzurlaub.
Im neuen Film spielen Sie Helen Carter. Was macht sie aus?
Helen zeichnet sich durch ihre Herzlichkeit aus, ihre Gabe das große Ganze zu sehen und sich in den Dienst ihrer Mitmenschen zu stellen. Ihre Haltung ist vorbildlich für das Motto: "Wie halte ich an meinem Lebenstraum fest und arbeite beharrlich an seiner Umsetzung, egal was mir das Leben vor die Füße wirft?" Ein paar mehr von diesen Helens und unsere Welt wäre ein anderer Ort.
Helen hat ihren Sohn allein großgezogen. Wie ist ihr Verhältnis?
Sie hat für ihren Sohn, der sich damals überraschend während ihres Studiums ankündigte, alles gegeben und ist eine alleinerziehende Löwenmutter. Ihr Studium hat sie aufgegeben, um das kränkelnde Kind gut ins Leben zu bringen. So etwas schweißt zusammen. Leider hat ihr volljähriger Sohn nicht den Mut ihr mitzuteilen, dass er für seine Zukunft andere Pläne hat als sie. Vielleicht um sie zu schützen, vielleicht aus schlechtem Gewissen.
Als er dann neben seinem Studienabbruch auch noch ungewollt Vater wird, ist das Chaos perfekt – die Familiengeschichte wiederholt sich. Helen ist in dieser Situation überfordert. Zum einen möchte sie ihrem Sohn beistehen und ihn unterstützen. Zum anderen will sie, dass er erwachsen reagiert, Verantwortung übernimmt und auf eigenen Beinen steht. Erschwerend kommt hinzu, dass ihr Lebenstraum, endlich Ärztin zu werden, zu platzen droht.
Wie empfinden Sie die Situation für alleinerziehende Mütter?
Ganz generell wünsche ich mir, dass wir als Gesellschaft zu einer guten, unterstützenden, nährenden Großgemeinschaft zusammenwachsen, wo jeder dem anderen eine Hand reicht. Alleinerziehende haben meinen tiefen, uneingeschränkten Respekt. Was sie leisten ist enorm. Umso mehr wünsche ich mir für alleinerziehende Mütter und Väter finanzielle Entlastungen, gesellschaftliche Unterstützung und auch Anerkennung. In dieser Hinsicht gibt es viel, viel Entwicklungsbedarf in unserem Land.
Helen geht zurück an die Uni, um endlich ihren Abschluss nachzuholen. Kann man im Alter einen Neustart riskieren?
Ich finde, man ist mit 45 Jahren doch nicht zu alt, um etwas Neues anzufangen! Eine meiner Freundinnen ist pensioniert, hat kürzlich ein Buch geschrieben und fängt jetzt an zu studieren. Das ist ganz nach meinem Geschmack. Man ist doch nur so alt, wie man sich fühlt. Das Leben kann ein erfüllendes, befriedigendes und inspirierendes Abenteuer sein, wenn man sich kennenlernt, in sein Herz schaut und dann den Dingen nachgeht, für die man brennt. Man lernt ein Leben lang, warum nicht auch einen neuen Beruf.
Sie haben mal gesagt: "Mit meinem Sohn habe ich das Leben neu verstanden." Was meinten Sie damit?
Ich meine damit, dass ich das Leben tiefgreifender verstehe. Wenn man wach und mit Muße einen kleinen Menschen beim Heranwachsen begleiten darf, versteht man auf einmal, wie Menschen ticken und warum unsere Welt möglicherweise in dem Zustand ist, in dem sie sich befindet. Kinder und Elternschaft öffnen einen neuen Zugang zu gesellschaftlichen Themen und Notwendigkeiten.
Wenn man sein Herz für das eigene Kind öffnet, lernt man in kürzester Zeit viel über sich und andere. Man hat automatisch mehr Empathie und Verständnis für andere. Ich bin dankbar, diese lohnende Erfahrung machen zu dürfen. Es ist übrigens wissenschaftlich bewiesen, dass Eltern durch ihre Kinder schlauer und kompetenter sind als vorher. Durch die Erfordernisse einer Elternschaft vernetzen sich viele Gehirnbereiche neu und sorgen damit für mehr Kompetenz. Das ist doch prima.
Wie halten Sie es mit Erziehungsfragen?
Ich vertraue auch hier auf die Redensart "Wie die Saat, so die Ernte". Wenn man viel Zuwendung, Interesse und Zeit schenkt, bekommt man auch viel zurück. Vor allem schaue ich, was mein Kind altersentsprechend braucht und halte mich mit meiner Erwartungshaltung zurück. Mein Sohn darf in seinem Tempo groß werden und muss nicht schon als Kleinkind viele Fremdsprachen, Sportarten und Instrumente lernen, um wettbewerbsfähig zu werden. Er soll sich kennenlernen, ausprobieren dürfen und im Leben glücklich werden.
Sie haben als Jugendliche einige Jahre in den USA verbracht. Wie war es, für die Dreharbeiten wieder in den USA zu sein?
Ich war Austauschschülerin in Kalifornien und habe dort mein amerikanisches Abitur gemacht. Es gibt Qualitäten in der US-amerikanischen Kultur, die ich schätzen gelernt habe und die meiner Persönlichkeit entgegenkommen. Das sind beispielsweise ein herzliches und offenes Aufeinanderzugehen, spontane Hilfsbereitschaft und eine Leichtigkeit im Alltag. Die vielfältige Natur in den USA ist ein Traum.
Wenn ich mir aber die Entwicklung der letzten Jahrzehnte anschaue was, zum Beispiel den Umweltschutz angeht, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Die europäischen Traditionen mit ihrer Tiefe und Bedachtheit haben etwas für sich. Ich liebe unser Land, das Land der Dichter und Denker, und möchte unsere Wertehaltung und das Streben nach Erneuerung auf eine klug-vernetzte Art nicht missen.